Sonntag, 26. Juli 2009

Microsoft öffnet die Türen für fremde Browser

26. Juli 2009 Microsoft plant, Nutzern seines Betriebssystems in Europa künftig automatisch die Installation eines Webbrowsers der Konkurrenz anzubieten. Damit würde sich das größte Softwarehaus der Welt im Streit mit der Europäischen Kommission den Auflagen der Brüssler Bürokraten beugen, seinen Internet-Explorer vom Windows-Grundlagenprogramm entkoppeln und das Betriebssystem erstmals für Produkte von Wettbewerbern öffnen.
Einen entsprechenden Plan hatte Brad Smith, Vizepräsident und Chefjurist von Microsoft, am Freitag vorgestellt. Die EU-Kommission begrüßte sein Angebot. Sie drängt seit Monaten auf mehr Wettbewerb im Broswer-Markt und will den Vorschlag in den kommenden Wochen eingehend prüfen. Dem Angebot nach sollen alle derzeitigen europäischen Windows-Nutzer durch ein Software-Update über das Internet gefragt werden, ob sie ihr Browser-Programm wechseln wollen. Dazu wird Microsoft eigenen Angaben nach eine Liste mit entsprechenden Angeboten anderer Browser stellen, die als Standardbrowser installiert werden könnten und den Internet Explorer deaktivierten Optionen nur in Europa
Browser sind spezielle Programme für Computer, um sich im Internet bewegen und dort arbeiten zu können. Zu den von Microsoft angebotenen Produkten der Konkurrenz zählen unter anderem der Browser Chrome von Google und Firefox von Mozilla. Microsofts Internet-Explorer ist seit Jahren der meistverwendete Web-Browser in Europa. Er hat nach Angaben des Analystenhauses Statcounter einen Marktanteil von 46 Prozent. Firefox kommt auf 39 Prozent, Opera auf 9 Prozent. Googles Chrome und Safari aus dem Hause Apple teilen sich die restlichen 6 Prozent. Microsoft erklärte, daß der Marktanteil seines Produktes deutlich rückläufig sei. Auch ist die Installation der meisten Fremd-Browsern bereits heute ohne weiteres möglich.
Die von Microsoft nun vorgelegten weiteren Möglichkeiten für den Gebrauch von Fremdbrowser sollen auch Computerherstellern eingeräumt werden, die auf ihren Geräten Windows vorinstallieren. Die Pläne treffen nur auf Europa zu. In Asien und Amerika wird Windows ohne die Optionen für weitere Browser ausgeliefert und betreut. Microsoft wird Ende Oktober das neue Betriebssystem Windows-7 ausliefern. Bislang wollte der Konzern das Programm ganz ohne Internet Explorer ausliefern. Auch das war in Brüssel auf Kritik gestoßen. Nun soll nach dem Microsoft-Vorschlag bei einem neuen PC mit dem Programm Windows 7 der Internet Explorer einerseits standardmäßig installiert sein, der Nutzer andererseits automatisch andere Browser angeboten bekommen, den Internet-Explorer deaktivieren und einen Fremdbrowser als Standard einstellen können.
Sollte die Kommission den Vorschlag akzeptieren, meinte Microsoft dazu, werde man Windows-7 in Europa erst einmal mit demselben Funktionsumfang ausliefern wie überall in der Welt, um dann optional andere Browser noch leichter als bisher installieren zu können. Brüssel dringt in einem Wettbewerbsverfahren darauf, dass Microsoft bei Windows eine Auswahl von Browsern zuläßt. Die momentane Koppelung des Explorers an das Windows-Betriebssystem behindere ihrer Meinung nach den freien Wettbewerb. Microsoft soll seinen nun vorgelegten Vorschlag an die Bedingung geknüpft haben, dass damit mögliche Strafen vom Tisch sind. Bisher drohen Microsoft in Europa ein millionenhohes Bußgeld und weitere Sanktionen.
Strafgelder von mehr als 2 Milliarden Dollar
Frühere Strafgelder aus Brüssel gegen Microsoft belaufen sich auf mehr als 2 Milliarden Dollar. Darunter befand sich auch eine Strafe gegen die automatische Kopplung des Media-Players an Windows durch Microsoft. Mit dem Internet-Explorer sieht sich der Sofwareriese in Europa einem ganz ähnlichen Problem gegenüber. Der neue Vorschlag werde dem europäischen Wettbewerbsrecht voll und ganz gerecht, erklärte Microsoft-Justiziar Brad Smith in einer Mitteilung Konzerns. Das europäische Wettbewerbsrecht verbietet den Anbietern von „dominanten Produkten“ ihre marktbeherrschende Stellung zum Blockieren von Wettbewerbern einzusetzen.
Vor diesem Hintergrund hatte die EU im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen Microsoft eingeleitet und dem Konzern Anfang dieses Jahres eine detaillierte Beschwerdeliste vorgelegt. Zuvor hatte sich der norwegische Browser-Anbieter Opera im Dezember 2007 über die enge Kopplung des Internet-Explorer an das Window-Betriebssystem, die beschränkte Internetoperabilität des Explorers und über eine Behinderung des freien Wettbewerbs auf dem Markt für Browser beschwert. Hakon Wium Lie, Technikvorstand von Opera ließ am Wochenende erklären, „das ist ein guter Tag für uns.“